Foto: Maike Glöckner
Treppenhaus im Löwengebäude (Foto: Christian Günther)

Die Aula des spätklassizistischen Haupt­gebäudes ist seit der feierlichen Eröffnung am Reformationstag 1834 der Festsaal der Universität. Seitdem finden hier Investituren, Ehrenpromotionen, Universitäts- und Staatsfeiertage aber auch Konzerte für die Öffentlichkeit statt. Das Erscheinungsbild dieses Raumes hat sich in den vergangenen 150 Jahren mehrfach geändert.

1870 erhielt die Aula eine neue spätklassizistische Raumgestaltung. Die von einfachen Stützen getragenen beiden Emporen der Erbauungszeit wurden geändert und mit korinthischen kannelierten Säulen und seitlichen Pfeilern versehen. Die Decke des Festsaals bekam eine seiner Funktion entsprechende aufwendige Stuckierung.

Die Wände und die Decke wurden historisierend im Pompejanischen Stil gefasst. Der rote und grüne Fond mit Mäanderfrieskassettierung und der unter dem horizontalen Kranzgesims befindliche Schinkelsche Palmettenfries sowie die mit gemaltem vegetabilem Schmuck versehene Stuckdecke geben dem Raum nunmehr sein festliches Ambiente. Wandmalereien mit Szenen aus der Ilias und Odyssee erinnern an das Wirken des großen halleschen Altertumswissenschaftlers und Philologen Friedrich August Wolf und an sein epochales Werk »Prolegomena ad Homerum«.

Für das Mittelfeld wurde ein großer aufwendig gestalteter Kristallkronleuchter im Empirestil gefertigt.
Verantwortlich für den Umbau war der Universitätsarchitekt Rudolf Steinbeck. Die Kosten für diese Ausschmückung trugen der amtierende Rektor Hermann Knoblauch und die Witwe des halleschen Medizinprofessors Peter Krukenberg, eine Tochter des berühmten Mediziners Johann Christian Reil.
Um 1900 erfolgte eine erneute Renovierung der Aula mit dem Einbau von farbigen Glasfenstern, die von Alumni und anderen Donatoren gestiftet wurden.

Mit der Neugestaltung der Aula im Jahre 1951/52 wurde die historische Wandfassung übertüncht, die Glasfenster vernichtet und die Beleuchtung durch zeitgemäße Leuchter ersetzt.

Zum Luther-Jubiläum 1983 ist das grandiose Treppenhaus mit dem monumentalen Wandfries des Hamburger Historienmalers Gustav Adolph Spangenberg, die vier klassischen Fakultäten darstellend, aufwendig nach historischen Befunden restauriert worden, ohne die Aula einzubeziehen.
Anlässlich der 500-Jahr-Feier im Jahre 2002 wurde die historische Raumfassung von 1870 wieder rekonstruiert. Zu diesem Festjahr spendete der Kölner Verleger und Honorarprofessor der halleschen Universität Alfred Neven DuMont die beiden kleineren Kristalllüster.

Die Krönung des akademischen Festsaals bildet der große, dank der freundlichen Unterstützung der Saalesparkasse, nach alten Vorlagen wiederhergestellte Kristallleuchter, der im Rahmen eines Festkonzertes mit dem namhaften Gitarristen Professor Leopoldo Saracino aus Mailand am 26. Mai 2004 zum ersten Mal erstrahlte.

Die Musikempore erhielt im November 1926 eine von der Firma W. Sauer in Frankfurt an der Oder gebaute Orgel im Stil der sogenannten »Orgelbewegung«, einem Orgelklangideal des 17. Jahrhunderts. Zu dieser Zeit war Arnold Schering Inhaber des halleschen Lehrstuhls für Musikwissenschaft und führender Forscher auf dem Gebiet der älteren Musik- und Aufführungspraxis. Halle besitzt die einzig erhaltene Universitätsorgel dieser Epoche. Dieses historische Musikinstrument wurde ebenfalls nach gründlicher Überholung und Restaurierung des Prospekts mit finanzieller Unterstützung der Ostdeutschen Sparkassenstiftung durch ein Orgelkonzert des Rektors der Evangelischen Hochschule für Kirchenmusik, Professor Wolfgang Kupke, am 21. Oktober 2007 wieder eingeweiht.
Den Festsaal schmückten bis 1946 sechs Staatsporträts preußischer Könige und deutscher Kaiser sowie des Kurfürsten von Sachsen, Friedrich III.

2004 wurden die beiden erhalten gebliebenen Fürstenbildnisse aus der Kunstsammlung der Zentralen Kustodie, die in den 50er Jahren eine schmucklose Rahmung erhalten hatten, an originaler Stelle unter der Orgelempore angebracht.

Als krönenden Abschluss der Rekonstruktion der historischen Aula finanzierte ebenfalls die Ostdeutsche Sparkassenstiftung die Anfertigung von zwei Goldrahmen für diese großformatigen Gemälde der Gründer der Halleschen und der Wittenberger Universität. Dargestellt sind der preußische König Friedrich I. und der oben erwähnte sächsische Kurfürst Friedrich der Weise. Sie sind Geschenke der halleschen Rektoren Friedrich Hoffmann und Hermann Knoblauch.

In diesem Zusammenhang sind diese beiden Gemälde einer umfassenden Restaurierung unterzogen worden. Die mit Blattgold versehenen Goldrahmen erhielten eine der spätklassizistischen Aula entsprechende Ornamentik und wurden in Absprache mit der Zentralen Kustodie durch die renommierte Rahmenmanufaktur F.G. Conzen, Düsseldorf, hergestellt.

Mit dieser abschließenden denkmalpflegerischen Maßnahme und der Anbringung der Gemälde am 18. Januar 2013, dem Krönungstag Friedrich I. zum König in Preußen, ist nun der einstige Blickpunkt an der Hauptseite der Aula erneut geschaffen worden.

Seit diesem Jahr besitzt nun die Alma mater Halensis et Vitebergensis wieder ihren alten würdevollen akademischen Festsaal in einem der schönsten Universitätshauptgebäude Deutschlands.